Main-Echo
23.08.2014
Schmetterling, du kleines Ding: Mit Liedern, Reimen und Fingerpuppen lernen Kinder und Mütter im Erlenbacher Jugendzentrum nicht nur spielend Deutsch, sondern auch die Vorzüge und Bildungschancen kennen, die Krippe und Kindergarten bieten.
Fotos: Anja Keilbach
Wo Klein und Groß gemeinsam stark werden
Bildung: Mutter-Kind-Gruppe des Erlenbacher Vereins Frauen für Frauen will Berührungsängste abbauen und Zugang zur Betreuung erleichtern
Sie sind noch neu in Erlenbach, erst vor wenigen Monaten zugezogen. Doch Miraysu (5) und ihre Schwester Iley (21 Monate) sind schon mittendrin im Geschehen. Mit ihrer Mama Saime Öz besuchen sie seit einigen Wochen die Mutter-Kind-Gruppe des Vereins Frauen für Frauen. »Starke Mütter - starke Kinder« heißt das Projekt, mit dem der interkulturelle Verein die Erziehungskompetenzen von Müttern stärken, Berührungsängste abbauen und Bildungschancen vermitteln will.
"Wir werden weiterhin hierher kommen,
weil es so viel Spaß macht."
Ayse Savli, Mutter von Aysima (2 Jahre)
Was theoretisch spröde klingt, sieht in der Praxis quicklebendig aus. Im Erlenbacher Jugendzentrum in der Liebigstraße treffen sich jeden Dienstagmorgen zehn bis zwölf Mütter mit ihren Kindern und den Erzieherinnen Silke Buhleier und Sabina Fuchs. Dort erklingen Lieder und fröhliche Reime, dabei wandern Fingerpuppen von Kind zu Kind. Die Kleinen, meist zwischen wenigen Monaten und drei Jahren alt, lernen dabei mühelos Deutsch, das für die wenigsten die Muttersprache ist. Zu Hause sprechen viele Türkisch, andere Russisch oder Polnisch. Die Mütter tauschen sich aus, nehmen Anregungen mit nach Hause und bekommen einen Vorgeschmack auf das, was ihr Nachwuchs in Krippe oder Kindergarten erwartet.
Ayse Savli ist mit ihrer Tochter Aysima seit Projektbeginn im September vergangenen Jahres dabei. Den Weg in die Gruppe hat sie über das Frauenfrühstück gefunden, das der Verein Frauen für Frauen jeden Mittwoch anbietet. Ab September hat sie für Aysima einen Krippenplatz reserviert, dreimal pro Woche. »Dienstags werden wir aber weiterhin hierher kommen, weil es so viel Spaß macht«, schwärmt Savli. Sie war es auch, die Neubürgerin Saime Öz von der Mutter-Kind-Gruppe erzählt hat. Öz’ fünfjährige Tochter Miraysu geht ab Herbst in den Kindergarten. Mit der zweijährigen Iley will die junge Mutter aber ebenfalls der Gruppe treu bleiben.
Zweite Gruppe seit Frühjahr
Das Konzept des Projekts scheint aufzugehen. Mütter geben Informationen untereinander weiter, schaffen den Schritt von der offenen Gruppe in die Betreuungseinrichtung. Die Nachfrage ist so groß, dass Sabina Fuchs und Silke Buhleier im Frühjahr eine zweite Gruppe eingerichtet haben. Was Mütter und Kinder besonders schätzen, sind die vielfältigen Angebote. Singkreis, Bewegung und Tanz, Basteln und Spielmaterial in Hülle und Fülle. Kneten oder Malen mit Fingerfarben war für die zweijährige Ayla ganz neu. Begeistert kleckst sie jetzt herum, zaubert aus einer Klorolle eine knallbunte Schlange. »Das haben wir noch nicht gemacht«, erzählt ihre Mama Nurdane Cakir, die auch das Gruppenspiel im Jugendzentrum sehr schätzt. »Zu Hause ist Ayla allein.«
Weites Netz aus Angeboten
Nicht nur dadurch fühlen sie sich die Projektleiterinnen bestätigt. Der Verein Frauen für Frauen hat ein weites Netz aus Angeboten geknüpft, das Mütter und Kinder aller Altersgruppen im Bereich Bildung auffangen soll. Es reicht von der Zusammenarbeit mit den Hebammen bis hin zum Sprachkurs »Oma lernt Deutsch«. Vorträge über Erziehung, Sprache, Gesundheit und Kultur gehören genauso dazu wie Schwimm- und Fahrradfahrkurse für Frauen. Auch die Zusammenarbeit mit den Schulen ist ein fester Baustein. »Schüler helfen Schülern« nennt sich ein Nachhilfeprojekt mit dem Staudinger-Gymnasium, bei dem die Gymnasiasten Grund- und Mittelschülern helfen, den Schulstoff zu bewältigen.
"Das haben wir noch nicht gemacht. Zu Hause ist Ayla allein".
Nurdane Cakir, Mutter von Ayla (2 Jahre)
Dass Kontakte auch von der Schule oder dem Kindergarten zurück in die Mutter-Kind-Gruppe reichen, beweist Diana Albouchi, die mit ihrer Tochter Amina (2) regelmäßig ins Jugendzentrum kommt. Sie hat über Bekannte ihrer beiden sechs- und achtjährigen Söhne von der Mutter-Kind-Gruppe erfahren.
Antrag auf Verlängerung
Im Herbst werden Sabina Fuchs und Silke Buhleier einen neuen Antrag auf Projektförderung beim bayerischen Familienministerium stellen. Denn der Verein allein kann die eine Stelle, die sich die beiden Erzieherinnen teilen, nicht finanzieren. Rund zehn Prozent der Kosten sowie zusätzliche ehrenamtliche Mitarbeit steuert »Frauen für Frauen« bei. Der Freistaat schießt laut Silke Buhleier »weit mehr als 30 000 Euro« zu. Die Frauen hoffen, dass es so bleibt.
Sonja Maurer
Kontakt: Tel. 01 76 / 31 79 92 41, Internet: fff-erlenbach@web.de
Dick auftragen erlaubt: Die Kleinen dürfen in der Mutter-Kind-Gruppe ausprobieren, was Spaß macht. Amina Albouchi (2) bastelt eine Schlange.
Förderungen:
"Starke Mütter - Starke Kinder"
gefördert durch
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration
"AtemPause"
unterstützt durch den
"Sprache als Bildungschance"
gefördert durch
"Sprachvermittler"
in Kooperation mit dem
"Schüler helfen Schülern"
in Kooperation mit dem
Hermann-Staudinger Gymnasium Erlenbach