Main-Echo
27.07.2013
Ehrenamtlich machen sie weiter, die Mitarbeiterinnen des Projekts: Anne Tulke, Conni Großmann und Silke Buhleier (von links). Foto: Ruth Weitz
Deutsch-Sprechkurs nimmt Hemmungen
Integration: Förderung für Projekt »Lebensmittelpunkt« des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt endet - Fortsetzung ist beschlossen
Frauen mit Migrationshintergrund zu stärken, ihnen Selbstbewusstsein zu vermitteln und sie zum Mitmachen im gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu ermuntern: Das hat das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderte Projekt »Lebensmittelpunkt« des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt (AWO) seit drei Jahren erfolgreich umgesetzt.
Am Donnerstag wurde in der AWO- Begegnungsstätte am Erlenbacher Martin-Luther-Platz Bilanz gezogen. Die Förderung läuft zum 31. Juli aus. Verbunden war die Replik auf das Geleistete und Erreichte mit einer kleinen Feier, zu der Mitstreiter, Unterstützer und Mitmacher eingeladen waren.
Das Projekt wird weiter geführt, wie Ingrid Kaiser und Jürgen Kubitza von der AWO-Vereinsspitze betonten. »Die AWO will auch in Zukunft ihren Beitrag leisten und die Integrationsarbeit vernetzen«, sagte AWO-Kreisvorsitzende Ingrid Kaiser. Sie hat festgestellt, dass Integration nur dann funktioniert, wenn die Menschen mitgenommen werden, und wenn Ressentiments auf beiden Seiten abgebaut werden. In der Projektarbeit wurde das umgesetzt und ist zu einem Erfolgsmodell geworden, wie am Donnerstagnachmittag dargestellt wurde.
Frauen ziehen Resümee
Die drei Mitarbeiterinnen Conni Großmann, Anne Tulke und Silke Buhleier listeten auf, was in den drei Jahren geschehen ist. Flankiert wurde die Präsentation von Aussagen der Frauen, die dieses Angebot aufgenommen hatten und am Donnerstag ein persönliches Resümee zogen. Sie bestätigten, dass sie die gemeinsamen Unternehmungen, das Lernen und die Aktivitäten nicht mehr missen möchten und persönlich gesetzte Ziele nur durch das Miteinander in der Gruppe erreicht haben. Deutsch lernen und Schreiben, diesen Wunsch hatten alle gemeinsam und sind der Erfüllung schon ein ganzes Stück näher gekommen.
Herzliche Atmosphäre
Im Deutsch-Sprechkurs - kein Sprachkurs im herkömmlichen Sinne - haben die Frauen ihre Hemmungen überwunden, sich auf Deutsch zu unterhalten, auch wenn Grammatik und Satzbau nicht perfekt sind.
Was allen Frauen gut gefallen hat: Gemeinsame Unternehmungen und der Kontakt mit deutschen Frauen. Heute sind sie so weit, dass sie nicht mehr schüchtern im Hintergrund bleiben, sondern nach vorne kommen, um von ihren Erlebnissen und Erfahrungen erzählen.
Es wurde viel gelacht am Donnerstagnachmittag, die Atmosphäre war herzlich, die gegenseitige Wertschätzung spürbar. »Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet«, lobte Landtagsabgeordneter Harald Schneider, der die Migrantinnen bei ihrem Besuch im Münchner Maximilianeum näher kennen gelernt hatte. »Wenn sich die Rauchschwaden des Wahlkampfs verzogen haben, lade ich alle sehr gerne wieder ein«, versprach er.
Wie Großmann, Tulke und Buhleier ausführten, waren es mehr als 300 Frauen in den drei Projektjahren, die sich an den regelmäßigen Treffen, Informationsveranstaltungen und Kursen beteiligt hatten. »Ohne die vielen Kooperationspartner, die uns unterstützt haben und ohne die ehrenamtlich Engagierten wäre das nie möglich gewesen«, fasste Anne Tulke in einem Gespräch mit unserer Redaktion zusammen.
Selbstbewusstsein vermitteln
Sie sieht das Ziel des Förderprojekts, die Integration zu unterstützen und Frauen mit Migrationshintergrund so viel Selbstbewusstsein zu vermitteln, dass sie sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen. Ein Teil der im Förderprojekt geleisteten Arbeit wird künftig vom Verein »Frauen für Frauen« übernommen, der vor wenigen Wochen gegründet wurde. Die Initiative zur Vereinsgründung haben die Migrantinnen ergriffen, die von der AWO-Begegnungsstätte profitiert haben. »Daran ist zu erkennen, die Frauen nehmen ihr Leben selbst in die Hand«, kommentierte Anne Tulke.
Für die drei Mitarbeiterinnen der AWO-Begegnungsstätte laufen die Arbeitsverträge mit dem Ende der Projektförderung am 31. Juli aus. Sie werden sich aber weiterhin ehrenamtlich betätigten und einige Angebote fortführen. Nach dem letztjährigen Einstieg in die interkulturelle Ferienbetreuung in Kooperation mit dem Erlenbacher Jugendhaus sind laut Ingrid Kaiser heuer schon mehr als 50 Anmeldungen eingegangen. »Das machen wir natürlich weiter«, versicherte sie.
Ruth Weitz
Hintergrund: AWO-Begegnungsstätte
Offiziell eröffnet wurde die AWO-Begegnungsstätte »Lebensmittelpunkt - Netzwerk für Frauen mit Migrationshintergrund« am Martin-Luther-Platz 2 in Erlenbach 26. Oktober 2010.
Sie ist Teil eines Projekts, das für drei Jahre vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziell gefördert wurde. Diese Förderung läuft zum 31. Juli 2013 aus.
Hintergrund des Projekts war, einen effektiven Beitrag für die Eingliederung von Frauen mit Migrationshintergrund zu leisten.
Die drei Mitarbeiterinnen Conni Großmann, Anne Tulke und Silke Buhleier haben die Chance genutzt, die Frauen zu ermuntern, ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich am gesellschaftlichen Miteinander zu beteiligen.
Die Migrantinnen haben gemeinsam mit deutschen Mitstreiterinnen am 11. April dieses Jahres den Verein »Frauen für Frauen« gegründet, um einen Teil der Angebote weiter zu führen, die während des AWO-Projekts entstanden sind. Kontakt: Nilüfer Aktürk, Tel. 0160/96442298.
(Ruth Weitz)
Förderungen:
"Starke Mütter - Starke Kinder"
gefördert durch
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration
"AtemPause"
unterstützt durch den
"Sprache als Bildungschance"
gefördert durch
"Sprachvermittler"
in Kooperation mit dem
"Schüler helfen Schülern"
in Kooperation mit dem
Hermann-Staudinger Gymnasium Erlenbach